Projektüberblick
Hintergrund
Die schweizerische Milchbranche strebt eine graslandbasierte, standortangepasste und klimafreundliche Milchproduktion an, die ressourcenschonend den Herausforderungen des Klimawandels begegnen kann. Dazu werden mit dem «Ressourcenprojekt zur Förderung von Klimaschutz, Standortangepasstheit und Ressourceneffizienz in der Milchproduktion» (RP KlimaStaR Milch) die MilchproduzentInnen in ihren Anstrengungen zur Treibhausgas(THG)-Reduktion und zur standortangepassteren Ausrichtung ihrer Milchviehbetriebe gestärkt.
Ziele
In den sechs Projektjahren 2022-2027 sollen auf den teilnehmenden 238 Milchwirtschaftsbetrieben (Total 60 Mio. kg Jahresmilch) der Milchproduzentenorganisationen aaremilch AG und Zentralschweizer Milchproduzenten sowie der Milchverarbeiter Nestlé Suisse SA und Emmi Schweiz AG folgende Wirkungsziele begleitet durch Beratung und Wirkungsmonitoring im Durchschnitt aller Betriebe folgende Wirkungsziele erreicht werden:
Reduktion der Treibhausgas (THG)-Emissionen um 20 % (pro kg Milch und absolut)
Reduktion der Nahrungsmittelkonkurrenz (NMK) der Milchviehration um 20 %
Reduktion der Flächenkonkurrenz um 20 % (betrifft Vertiefungsmodul)
Neuerungen
Die Ziele sollen wie folgt erreicht werden:
Reduktion der Treibhausgas-Emissionen: Optimierung von Fütterung, Herdenmanagement, Energie, Dünger
Reduktion der Nahrungsmittelkonkurrenz: Kraftfutterkomponenten aus Nebenprodukten, Wiesenfutterqualität steigern
Reduktion der Flächenkonkurrenz: Milchviehfutterproduktion auf nicht-ackerfähigen Flächen
Breitflächige betriebsspezifische Situationsanalyse, mit daraus abgeleiteten klaren Zielvorgaben und wirkungsorientierten Prämien
Die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen und der Nahrungsmittelkonkurrenz sind im Basismodul zusammengefasst. Alle Betriebe setzen das Basismodul um.
Die Reduktion der Flächenkonkurrenz findet im Vertiefungsmodul statt. 80 Betriebe setzen das Vertiefungsmodul um.
Innovative Lernziele
Praktische Auseinandersetzung mit den Zielkonflikten und ökologischen Wechselwirkungen einer graslandbasierten, standortangepassteren und klimafreundlichen Milchproduktion;
Erkennen der sozialen und ökonomischen Auswirkungen der ergriffenen Massnahmen auf den Milchbetrieben;
Austesten von Lösungsansätzen im Bereich der Zielkonflikte von Treibhausgas-Reduktionen und Feed-Food Competition (= Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz);
Messung der Schlüsselfaktoren für eine «standortangepasstere» und klimafreundliche Milchproduktion, orientiert an der ökologischen Tragfähigkeit des Betriebs;
Anwendung eines praxisorientierten Indikators Flächenkonkurrenz für Milchbetriebe
Prämienmodell
Zur Abgeltung der notwendigen Anstrengungen des Milchviehbetriebes für die Planung der Massnahmen, Datenerfassung und Teilnahme an Workshops werden pro Jahr und Betrieb folgende Grundprämien ausbezahlt:
«Grundprämie Basismodul» von 500 CHF
«Grundprämie Vertiefungsmodul» von 1'000 CHF zusätzlich
Für die restliche Abgeltung kommt im Ressourcenprojekt KlimaStaR Milch ein wirkungsorientiertes Prämienmodell proportional zur Zielerreichung zum Einsatz. Dazu werden betriebsspezifische Reduktionsziele aufgrund der Ausgangslage des Betriebs im Vergleich mit dem Durchschnitt aller teilnehmenden Betriebe festgelegt. Von Betrieben werden im Durchschnitt 20 % Reduktion verlangt. Bei Betrieben über dem Durchschnitt werden die Reduktionsziele erhöht (max. 40 %), und bei Betrieben unter dem Durchschnitt müssen tiefere Reduktionsziele erreicht werden, jedoch mind. 5 %. Die Zielerreichung wird auf diese betriebsspezifischen Reduktionsziele jährlich aufgerechnet und wie folgt abgegolten:
100 % Zielerreichung der Treibhausgasreduktion und Nahrungsmittelkonkurrenz 3 Rp. / kg Milch (max. 5 Rp. bei höherer Reduktion)
100 % Zielerreichung der Flächenkonkurrenz zusätzlich für Vertiefungsmodul 2.5 Rp. / kg Milch (max. 5 Rp. bei höherer Reduktion)
Die Milchwirtschaftsbetriebe können für das 1. und 2. Jahr wählen, ob sie die Anforderungen für eine "massnahmenorientierte Prämie" erfüllen wollen und so eine wirkungsunabhängige Prämie vergütet bekommen. Damit kann das Risiko reduziert werden, dass trotz Massnahmenumsetzung Ende Jahr zum Beispiel wegen witterungsbedingter Futterzukäufe keine Wirkung feststellbar ist und somit die Abgeltung bei null liegt. Falls Betriebe Wirkung erzielen, die die massnahmenorientierte Prämie übertrifft, wird die höhere wirkungsorientierte Prämie ausbezahlt.
Die maximale Abgeltung pro Betrieb und Jahr (wirkungsorientierte Prämie plus Basisprämie) beträgt 30'000 CHF.
Teilnehmende Betriebe
Am Mittwoch 2.3.2022 und Donnerstag, 10.03.2022 wurde jeweils rund 150 Interessierten in einer Online-Veranstaltung das Projekt KlimaStaR Milch vorgestellt. Bis Anmeldeschluss Mitte März 2022 hatten sich 474 Betriebe mit 140 Millionen Kilogramm Milch für eine Projektteilnahme gemeldet. Insgesamt kann im Projekt eine maximale Milchjahresmenge von 60 Millionen Kilogramm teilnehmen.
Die Projektträgerschaft wählte 238 teilnehmende Betriebe aus. Dabei wurden folgende Kriterien angewendet:
Angemessene Vertretung der verschiedenen Regionen
Angemessene Vertretung Berg- und Talgebiet
Unterschiedliche Produktions- und Betriebsformen
Unterschiedliche Betriebsgrössen
Bereitschaft für Teilnahme in der Vertiefungsmodul
Anmeldedatum
Mit den ausgewählten Betrieben wurde Ende April der Teilnahmevertrag abgeschlossen.
Die Abbildung zeigt die Gemeinden der teilnehmenden Betriebe und die Zuordnung zu den landwirtschaftlichen Beratungszentren Liebegg AG (blau), Hohenrain LU (grün) und Inforama BE Rütti (gelb), Inforama BE Berner Oberland (orange) und Inforama BE Emmental (braun). Die weissen Kreuze im hellblauen Kreis sind die Standorte der Beratungszentren.
Umgesetzte Massnahmen
Massnahmenbestimmung mit Beratung
Die möglichen Massnahmen werden in praxisorientierten Massnahmenanweisungen beschrieben. Mit dem KLIR Tool können betriebsspezifisch die Auswirkungen der Massnahmen gerechnet werden. Im Massnahmen-Workshop bestimmt der Betrieb mit der Unterstützung von Beratungspersonen des BBZN, Inforama oder Liebegg seine Massnahmen, die er stärker verfolgen will, erstellt einen Umsetzungsplan und setzt diese praktisch um.
Folgend die Massnahmen im Überblick, detailliert sind sie im Betriebsordner mit den Massnahmenanweisungen aufgeführt.
Massnahmenbereich Fütterung
F 1 Kraftfutter, Futterration optimieren
F 2 Komponenten Kraftfutter anpassen
F 3 Wiesenfutterqualität verbessern
F 4 Futterzusätze einsetzen
F 5 Milchharnstoff senken und optimieren
Massnahmenbereich Herdenmanagement und Herdenleistung, Nutzungsdauer, Lebenstagesleistung
H 1 Milch- Fleischverhältnis optimieren
H 2 SpermaSexing einsetzen
H 3 Tiergesundheit steigern
H 4 Fruchtbarkeit verbessern
H 5 Zuchtwert verbessern (IFF Werte)
H 6 Tierwohl steigern
H 7 Vorzeitige Kuhabgänge mindern
Massnahmenbereich Hofdünger
HMD 1 CH4-Reduktion in Biogasanlage
HMD 2 Gülleansäuerung
Massnahmenbereich Energie
E 1 Ökostrom beziehen
E 2 Eigenverbrauch PV-Anlage
F 6 [VG] Ausscheidung Ackerflächen, Wiesenfutter zukaufen
F 7 [VG] Zwischenfrüchte futterbaulich nutzen
F 8 [VG] Flächentausch mit Ackerbetrieb
F 9 [VG] Zukauf Wiesenfutter aus ackerbaulich nicht geeigneten Flächen
H 8 [VG] Auslagerung Remontierung auf ackerbaulich nicht geeignete Flächen