Newsletter
Newsletter
Mit unserem Newsletter informieren wir über Aktuelles im Projekt. Der Newsletter kann jederzeit hier abonniert und abbestellt werden.
Zwischenbilanz 2025
KlimaStaR Milch wirkt
Nach drei Jahren zieht das Ressourcenprojekt «KlimaStaR Milch» zur Förderung von Klimaschutz, Standortangepasstheit und Ressourceneffizienz in der Milchproduktion eine erfreuliche Zwischenbilanz: Die beteiligten Milchbetriebe konnten deutliche Fortschritte in der Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz erzielen. Die Reduktion der Treibhausgasemissionen verläuft zwar aufgrund der deutlich tieferen als erwarteten Ausgangswerte etwas langsamer als geplant, doch weitere Massnahmen und die enge Zusammenarbeit mit Forschung und Beratung der Betriebe stimmen für die zweite Projektphase zuversichtlich.
222 Betriebe mit über 60 Millionen Liter verkaufter Milch verfolgen gemeinsam das Projektziel, die Treibhausgasemissionen und die Nahrungsmittel- und die Flächenkonkurrenz bis 2027 jeweils um 20 % zu reduzieren. In enger Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentren BBZN, Liebegg und INFORAMA wird auf den Milchwirtschaftsbetrieben evaluiert, welche Massnahmen praxistauglich umsetzbar sind und welche Hindernisse und Treiber in der Umsetzung auftreten. Das Projekt wird zusätzlich durch die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) wissenschaftlich begleitet.
Die Bandbreite der teilnehmenden landwirtschaftlichen Betriebe ist gross: Sie reicht von Bergbetrieben mit kleinen Herden, tiefer Milchleistung und durch die Lage eingeschränkten Futterbaumöglichkeiten bis zu Talbetrieben mit grossen Herden, hoher Milchleistung und vielfältigen Futterbaumöglichkeiten. Genau aus diesem Grund ist eine individuelle Begleitung der Betriebe entscheidend, um konkrete Erfolge zu erzielen.
Zwischenziele von Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz übertroffen
Bereits nach drei Projektjahren konnte die Nahrungsmittelkonkurrenz um 21 % reduziert werden. Das Zwischenziel von 10 % wurde damit deutlich übertroffen. Das bedeutet, die beteiligten Betriebe konnten den Einsatz von Futterkomponenten, die auch für die menschliche Ernährung geeignet wären, deutlich verringern. Dies ist unter anderem auf die gute Zusammenarbeit mit der Futtermittelindustrie zurückzuführen, die rasch Mischfutter mit niedriger Nahrungsmittelkonkurrenz zur Verfügung gestellt hat und verstärkt Nebenströme aus der Lebensmittelverarbeitung einsetzen konnte, wie etwa Kleie, Rapskuchen oder Kartoffelschälabfälle.
Flächenkonkurrenz entsteht, wenn die eingesetzten Futtermittel von Flächen stammen, auf denen auch pflanzliche Nahrungsmittel angebaut werden könnten. Mit der Reduktion der Flächenkonkurrenz um 13 % konnte das Zwischenziel von 10 % ebenfalls übertroffen werden. Es wurden weniger Futtermittel von ackerfähigen Flächen eingesetzt und die Milchproduktion wurde effizienter, wodurch sie weniger Fläche beanspruchte.
Treibhausgasemissionen: Gute Ausgangswerte, dennoch weitere Fortschritte ersichtlich
Die Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Milch fallen deutlich tiefer aus als erwartet und sind auch niedriger als im internationalen Vergleich. Eine weitere Reduktion ist aufgrund der guten Ausgangswerte deshalb ein ambitioniertes Ziel, das alle Projektpartner gemeinsam verfolgen. Die Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Milch sanken in den ersten drei Projektjahren dennoch um knapp 6 %. Das Zwischenziel von minus 10 % konnte noch nicht erreicht werden, doch der Trend stimmt. Einige Kennzahlen zur Emissionsminderung haben sich positiv entwickelt, wie beispielsweise die gesteigerte Milchleistung und die geringere Kraftfutterintensität pro kg Milch. Eine zusätzliche Reduktion der Emissionen wäre durch Massnahmen wie Hofdüngervergärung, Gülleansäuerung oder den Einsatz methanvermindernder Futterzusätze möglich. Deren Umsetzung ist jedoch mit teils erheblichen Hürden verbunden: Gründe dafür sind beispielsweise teure Investitionen und lange Planungshorizonte bei der Hofdüngervergärung, Bedenken hinsichtlich negativer Auswirkungen auf den Boden beim Einsatz von angesäuerter Gülle und Zurückhaltung gegenüber dem Einsatz eines methanreduzierenden Futterzusatzes. Viele dieser Massnahmen sind eng mit einer verbesserten Effizienz verbunden und erfordern einen mittel- bis langfristigen Horizont für die Umsetzung.
Analyse der ökologischen, ökonomischen und sozialen Situation der Betriebe
Die Analyseergebnisse der ökologischen, ökonomischen und sozialen Situation von KlimaStaR-Betrieben zu Beginn des Projekts liegen vor. Die Analyse wurde mit der an der HAFL entwickelten Methode RISE (Response-Inducing Sustainability Evaluation) durchgeführt. Dabei werden zehn Nachhaltigkeitsthemen anhand von 47 Indikatoren erfasst, ausgewertet und mit den Betriebsleiterinnen und -leitern besprochen. Die Methode erlaubt es, die Ausgangslage und Veränderung der Betriebe im Projektverlauf ganzheitlich abzubilden, beispielsweise auch die finanzielle und die Arbeitssituation.
Die Daten für das Jahr 2021 zeigen, dass die meisten analysierten Betriebe gesamthaft eine gute Ausgangslage aufweisen, insbesondere bei der Tierhaltung und der Wassernutzung. Die grösste Herausforderung bleibt naturgemäss die Reduktion der Methanemissionen, was die Relevanz des Projekts unterstreicht. Es zeigte sich ausserdem, dass die Wirtschaftlichkeit der Betriebe stark variiert. Die Analysen zu den Entwicklungen der Betriebe werden in den Folgejahren weitergeführt.
Ausblick auf die zweite Hälfte des Pionierprojekts
Die ersten drei Projektjahre haben wertvolle Erkenntnisse geliefert, die nun gezielt genutzt werden, um das Projekt weiter zu schärfen. Im Rahmen dieses Innovationsprojekts hat sich gezeigt, wo Massnahmen besonders wirksam sind. Nun soll an den richtigen Stellen justiert werden. In der zweiten Hälfte liegt der Fokus auf der Umsetzung wirkungsvoller Massnahmen zur weiteren Senkung der Treibhausgasemissionen. Des Weiteren werden Synergien und Zielkonflikte bei der gleichzeitigen Senkung der Treibhausgasemissionen, Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz vertieft untersucht und Empfehlungen für eine breite Umsetzung auf Schweizer Betrieben ausgearbeitet.
So wird Milch zum KlimaStaR!
Positive Zwischenergebnisse nach zwei Jahren
Knapp 230 Landwirtschaftsbetriebe nehmen seit 2022 an "KlimaStaR Milch" teil. Das Projekt wurde als Brancheninitiative von Emmi, Nestlé, aaremilch AG und den Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) initiiert, um den Klima-Fussabdruck der Milchwirtschaft und gleichzeitig die Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz zu reduzieren.
In den ersten zwei Jahren konnten die Betriebe ihre Treibhausgasemissionen pro Kilo Milch um durchschnittlich 4,9% und die Nahrungsmittelkonkurrenz um 19,7% reduzieren. Damit zeigt das Pionierprojekt wirksame Hebel auf, wie die Schweizer Milchwirtschaft noch nachhaltiger gestaltet werden kann.
Dieser Newsletter zeigt am Beispiel des Betriebs von Pascal Bühlmann in Rothenburg auf, wie Milch zum KlimaStaR wird. Er und Landwirtinnen und Landwirte von vier weiteren teilnehmenden Betrieben erzählen, weshalb sie am Projekt KlimaStaR Milch teilnehmen und welche Massnahmen sie zur Zielerreichung ergreifen.
Projekt in Kürze
Die Animation zeigt, wie der Klima-Fussabdruck und gleichzeitig die Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz der Milchproduktion auf den Betrieben reduziert werden.
Testimonials aus der Praxis
Landwirtinnen und Landwirte von fünf teilnehmenden Betrieben erzählen, weshalb sie am Projekt KlimaStaR Milch teilnehmen und wie sie die Herausforderungen angehen. Ob Tal- oder Berggebiet, kleinere oder grössere Herden, niedrigere oder höhere Milchleistungen - die Betriebssituationen sind sehr unterschiedlich.
Positive Entwicklung bei der Treibhausgasreduktion und Nahrungsmittelkonkurrenz
Erstes Projektziel ist die Senkung der Treibhausgasemissionen um 20%. Auswertungen der Ausgangslage zeigten, dass diese auf den Projektbetrieben deutlich tiefer ausfallen als bisher angenommen. Während des bisherigen Projektverlaufs bestätigte sich, dass die optimierte Fütterung (z. B. noch mehr graslandbasierte Futterkomponenten, der Einsatz von hochwertigen Futtermitteln oder von Futterzusätzen), das Herdenmanagement sowie die Hofdüngerlagerung die drei entscheidenden Faktoren zur Reduktion des Klima-Fussabdrucks sind. Mit einer Optimierung der Einflussparameter konnten die Betriebe ihre Treibhausgasemissionen in den ersten zwei Projektjahren bereits um -4,9% pro Kilogramm Milch reduzieren. Trotz des geringeren Einsatzes von Kraftfutter pro Kuh (-8,6%), blieb die Jahresmilchleistung gleich. Darüber hinaus trägt die Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien, wie z. B. von Biogasanlagen oder Solarenergie, zur Emissionsreduktion bei.
Beim zweiten Ziel, der Reduktion der Nahrungsmittelkonkurrenz um 20%, geht es darum, dass möglichst wenige auch für den Menschen geeignete Nahrungsmittel an Tiere verfüttert werden. Statt Mais oder Soja können zum Beispiel Nebenprodukte aus der Verarbeitung von Zuckerrüben, Öl und Getreide verwendet werden. In den ersten zwei Projektjahren konnten die Betriebe das gesetzte Ziel fast vollständig erreichen (-19,7%).
Die Kombination der Senkung von Treibhausgasemissionen und Nahrungsmittelkonkurrenz ist einerseits eine Herausforderung für die Betriebe und gibt andererseits dem Projekt KlimaStaR Milch seinen Pioniercharakter. Die Kombination stellt sicher, dass die Fortschritte bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen nicht auf Kosten von Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz gehen, sondern eine optimierte Ressourcennutzung stattfindet.
So funktioniert standortangepasste und ressourceneffiziente Milchproduktion in der Praxis
Alle Alpwirtschaftsflächen sowie 58% der landwirtschaftlichen Fläche der Schweiz sind Wiesen und Weiden. Die Milchkuh hat die Fähigkeit, das im Gras enthaltene Rohprotein zu wertvollem Milchprotein zu veredeln. Die Ressourceneffizienz der Milchproduktion an einem Standort steigt, je weniger gut Klima und Boden für die Produktion von Kartoffeln oder Weizen geeignet sind.
Auf dem Betrieb Bühlmann stammt das meiste Futter vom eigenen Grasland. Im Sommer weiden die Kühe, im Winter fressen sie Grassilage und Heu. Um den Energie- und Eiweissbedarf der Kühe zu decken, wird mit Zuckerrübenschnitzeln und Kraftfutter ergänzt. Das Kraftfutter besteht vor allem aus Nebenprodukten der Lebensmittelproduktion, wie Brotwürfeln, Kakaoresten und Rapsschrot.
Beitrag zur Selbstversorgung: Bereits in der Ausgangslage produzierten die KlimaStar-Betriebe 2,3-mal mehr Protein aus dem Futter, als bei direktem Verzehr durch den Menschen möglich. Bisher wurde im Projekt eine Steigerung auf das 2,8-fache erreicht, auf dem Betrieb Bühlmann sogar auf das 5-fache. Diese Topleistung ist nur mit professionellem Management möglich.
Nahrungsmittelkonkurrenz: Die Werte geben das Verhältnis des verfütterten Proteins zum in Milch und Fleisch enthaltenen Protein wieder. Beim Wert 0.200 wurde fünfmal mehr Protein für Menschen verwertbar gemacht.
Über ein Drittel der Betriebe beteiligt sich an einem noch umfassenderen «Nachhaltigkeits-Fitnesscheck»
86 Betriebe gehen noch einen Schritt weiter und befassen sich mit der Verringerung der Flächenkonkurrenz um 20%. Dabei wird noch stärker darauf geachtet, dass für die Fütterung der Kühe vor allem nicht-ackerfähiges Grünland genutzt wird, das für die direkte Produktion von Lebensmitteln ungeeignet ist.
Auf 102 Betriebe wird mit der RISE-Methodik eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsanalyse zu zehn verschiedene Themenbereichen durchgeführt.
Dazu zählen neben Bodennutzung, Wassermanagement und Biodiversität auch Wirtschaftlichkeit, Arbeitsbedingungen und Lebensqualität. Die Spinnennetzabbildung zeigt übersichtlich, wo die Werte des Betriebs im roten, gelben oder grünen Bereich liegen. Nach einer Erhebung der Ausgangssituation wird die Analyse im Abstand von mehreren Jahren zwei Mal wiederholt und die Entwicklung der Betriebe während des Projektverlaufs sichtbar.
Klimaschutz als Teil der Nachhaltigkeit auf dem Betrieb Bühlmann
Einen Landwirtschaftsbetrieb nachhaltig zu führen, erfordert Weitsicht und Umsicht. Der Betrieb muss gleichzeitig ein rentables und umweltschonendes Unternehmen und ein guter Arbeits- und Lebensort sein. Das Klima schützen und sich dem Klimawandel anpassen, ist eine der vielen Herausforderungen für den Betrieb Bühlmann.
Die 17 UN-Ziele stehen für ein ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit, das heute in Politik und Unternehmen fest verankert ist. Die RISE-Methode übersetzt dies auf die Betriebsebene.
Der Betrieb Bühlmann nimmt als einer von 102 an der RISE-Nachhaltigkeitsanalyse teil. Diese zeigt, wie Massnahmen für Klimaschutz und Ressourceneffizienz andere Bereiche beeinflussen: Die graslandbasierte Milchproduktion schont den Boden und fördert Tierwohl, Rentabilität und Arbeitsverdienst.
Wechselwirkungen: Wie die Tiere gefüttert werden, hat Auswirkungen auf alle mit der RISE-Methode analysierten Nachhaltigkeitsthemen. Auch für den Klimaschutz ist die Fütterung ein wichtiger Hebel.
Die KlimaStar-Milch-Betriebe sind vielfältig: 380 bis 1’410 Höhenmeter, 5 bis 168 Kühe, jährliche Milchleistungen von 3’560 bis 12’586 kg. Manche nutzen alles Land für die Milchproduktion, andere haben noch andere Betriebszweige. Die meisten Betriebe erreichen für die meisten Themen hohe Werte. Häufige Herausforderungen sind Arbeitszeiten, Wirtschaftlichkeit und Klimabilanz.
Durchschnittliches Nachhaltigkeitspolygon der 102 analysierten KlimaStar-Betriebe. Die rote Linie verbindet die 10 Themenwerte. Diese sind die Mittelwerte von 3 bis 5 Indikatorwerten pro Thema.
Win-Win im Public-Private-Partnership-Projekt
Die Projektpartner sind sich einig, dass die Brancheninitiative KlimaStaR Milch eine Win-Win-Situation für alle Parteien schafft. Die Milchbetriebe optimieren ihre Klimabilanz und Flächennutzungseffizienz, profitieren von Beratung und standortangepassten Lösungen und erhalten zudem Prämien als Entschädigung für ihre Bemühungen.
Emmi und Nestlé, die sich jeweils verpflichtet haben, bis 2050 Netto-Null zu erreichen, leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaaktionsplan über den innerbetrieblichen Wirkungskreis hinaus ("Scope 3"). Gleichzeitig vermag KlimaStaR Milch zu den Zielen der eidgenössischen Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050 beizutragen und liefert wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik.
Klimaschutz in der Schweizer Milchbranche
Die Milchviehhaltung führt aufgrund biologischer Prozesse zu Treibhausgas-emissionen. In der Schweiz machen diese 3.4% aller Emissionen aus. Die Unternehmen der Milchbranche haben sich zum Klimaschutz durch Senken dieser Emissionen verpflichtet. Ihre Ziele gehen über die politischen Klimaziele noch hinaus.
Treibhausgasemissionen der Schweiz und Anteile der Landwirtschaft sowie der Milchviehhaltung. Quellen: SMP, BAFU.
Die Treibhausgasemissionen der Land-wirtschaft können nicht gemessen, sondern müssen für alle wichtigen Prozesse berechnet werden. Mit dem KLIR-Tool ist im Projekt KlimaStar ein fortschrittlicher Online-Klimarechner im Einsatz. Auf 230 Betrieben werden jährlich Praxisdaten eingegeben, die wissenschaftlich ausgewertet werden.
Die Treibhausgasemissionen der KlimaStar-Betriebe betrugen in der Ausgangslage 881 g CO2e pro kg Milch. Das ist ein im internationalen Vergleich niedriger Wert. Die meisten Emissionen entfallen auf die Verdauung der Kühe, gefolgt von Hofdüngerlagerung und Futtererzeugung. Bis 2023 wurden die Emissionen pro kg Milch um 4,9% verringert, auf dem Betrieb Bühlmann um 5.4%.
Treibausgasintensität der Milchproduktion auf den KlimaStar-Betrieben (schwarzer Strich) und dem Betrieb Bühlmann (Pfeil) in den Jahren 2019-2021, 2022 und 2023. Achtung, unterschiedliche Minimal- und Maximalwerte.
Wegweisende Erkenntnisse für die gesamte Milchbranche
Nicht zuletzt ist auch der Aufbau eines breit verankerten Kompetenznetzwerks von der Landwirtschaft über die Wissenschaft bis hin zu Industrie und Politik eine wichtige Errungenschaft von KlimaStaR Milch. Dazu gehören 15 Organisationen mit insgesamt 30 Mitarbeitenden entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Kantonale Beratungsinstitutionen, das Bundesamt für Landwirtschaft, die Hochschule HAFL, der Milchhandel, die Milchverarbeitung, die Milchproduktion, Kontrollorganisationen und die Futtermittelindustrie.
Es ist den Projektpartnern ein grosses Anliegen, dass die Erkenntnisse aus dem Projekt auch auf nationaler Ebene Auswirkungen haben und die gesamte Milchbranche von den Erkenntnissen profitieren kann. Ein erster Schritt ist der Entscheid der Branchenorganisation Milch (BO Milch), den Klimarechner flächendeckend einzusetzen. Damit wird ein Beitrag zur einheitlichen und wissenschaftsbasierten Berechnung des Klima-Fussabdruckes der Schweizer Milchproduktion geleistet.
Aaremilch, Emmi, Nestlé, ZMP und AgroCleanTech blicken mit Milchproduzenten auf ein erfolgreiches erstes Jahr im Klimaschutz-Projekt zurück
Emmi und Nestlé blicken im Verbund mit den Milchproduzentenorganisationen aaremilch und den Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) sowie AgroCleantech auf ein erfolgreiches erstes Jahr ihres Klimaschutz-Projektes "KlimaStaR Milch" zurück. 234 Betriebe wurden rekrutiert und umfangreiche Daten erhoben. Damit wurden wichtige Grundlagen hinsichtlich Klimaschutz und Ressourceneffizienz für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Schweizer Milchwirtschaft gelegt. Erste Auswertungen zeigten, dass die Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Milch tiefer sind als erwartet, die Reduktionen im ersten Jahr aufgrund der schwierigen Witterungssituation aber noch unter dem Projektziel liegen. Im Bereich Nahrungsmittelkonkurrenz haben die Milchlieferanten das Jahresziel jedoch übertroffen. Der Aufbau eines breit abgestützten Kompetenznetzwerks war wichtiger Bestandteil des ersten Projektjahres.
«KlimaStaR Milch» zielt darauf ab, die Milchproduktion klimafreundlicher, ressourcenschonender und standortangepasster zu gestalten. Dafür haben sich mit Nestlé, Emmi, aaremilch und ZMP vier gewichtige Akteure der Schweizer Milchbranche und AgroCleanTech zusammengeschlossen, um Treibhausgasemissionen und die Feed-Food-Competition zu reduzieren (siehe Medienmitteilung vom 21. Februar 2022). Im ersten Projektjahr haben die Initianten erfolgreich 234 Betriebe mit rund 58 Millionen kg Milch rekrutiert. Sie werden in den nächsten Jahren durch Forschung und Beratung auf ihrem Weg zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen und einer verminderten Feed-Food Competition um je 20 Prozent begleitet.
Fortschritte bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen und der Nahrungsmittelkonkurrenz
In der Landwirtschaft entstehen neben Kohlendioxid weitere Treibhausgasemissionen wie Methan oder Lachgas, die in Kohlendioxid-Äquivalente umgerechnet werden. Die Treibhausgasemissionen der Projektbetriebe für die Milchproduktion liegen in der Ausgangssituation, dem Mittelwert der Jahre 2019-2021, bei 0.885 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalenten pro Kilogramm Milch und damit tiefer als erwartet. Im ersten Projektjahr konnten die Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Milch im Mittel um ein Prozent reduziert werden, dies trotz schlechter Futterbaubedingungen im Jahr 2021 und der daraus resultierenden stark unterdurchschnittlichen Futtermittelqualität, die zu einer leichten Reduktion der Milchleistung führten. Hier zeigt sich die Abhängigkeit der Betriebe von externen, nur bedingt beeinflussbaren Einflussgrössen.
Die Feed-Food-Competition setzt sich aus der Nahrungsmittelkonkurrenz und Flächenkonkurrenz zusammen. Nahrungsmittelkonkurrenz entsteht, wenn als Lebensmittel verwendbare Produkte an landwirtschaftliche Nutztiere verfüttert werden. Flächenkonkurrenz entsteht, wenn für die Lebensmittelproduktion geeignete Anbauflächen für die Futtermittelproduktion genutzt werden.
Im Bereich Nahrungsmittelkonkurrenz ist es den Milchproduzenten im ersten Projektjahr gelungen, durch eine Reduktion der Kraftfuttermengen und durch eine gezielte Anpassung der Futterration die Nahrungsmittelkonkurrenz um 9 Prozent zu reduzieren und damit einen Wert zu erreichen, der deutlich über den Erwartungen liegt.
Der Bereich Flächenkonkurrenz ist im Aufbau, Zwischenergebnisse sind 2024 zu erwarten.
Engagierte Milchbetriebe werden belohnt
Die teilnehmenden Betriebe haben durch das Projekt eine praxisnahe und betriebsspezifische Analyse der Treibhausgasemissionen ihrer Milch erhalten. Auf Basis der erhobenen Ausgangslage haben sie durch die Trägerschaft im Verbund mit ihren kantonalen Beratungsinstitutionen und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) individuelle und an ihren Standort angepasste Strategien zur Emissionsreduktion erarbeitet. Dabei sind die Betriebe frei in der Wahl der Massnahmen und erhalten über ein wirkungsorientiertes Prämienmodell positive Anreize zur Umsetzung.
Aufbau eines Kompetenznetzwerkes im Bereich Milch und Klima
Im ersten Projektjahr bauten die Projektträger erfolgreich ein in Forschung, Politik und Praxis breit verankertes Kompetenznetzwerk auf. Es vereint 15 Organisationen mit insgesamt 30 Mitarbeitenden entlang der gesamten Wertschöpfungskette: kantonale Beratungsinstitutionen, das Bundesamt für Landwirtschaft, die Hochschule HAFL, den Milchhandel, die Milchverarbeitung, die Milchproduktion, Kontrollorganisationen und die Futtermittelindustrie.
Nur mit vereinten Kräften der gesamten Kette kann der anspruchsvolle Wissensaufbau und -transfer von der Wissenschaft über die Beratung bis zum Milchproduzenten gelingen. So war beispielsweise im Bereich Nahrungsmittelkonkurrenz die Zusammenarbeit mit der Futtermittelbranche ein wichtiger Faktor, damit praxistaugliche Lösungen erarbeitet werden konnten.
Flächenkonkurrenz und Nachhaltigkeit als Schwerpunkte 2023
86 der teilnehmenden Betriebe haben sich freiwillig für eine Vertiefungsgruppe angemeldet, in der zum einen die Flächenkonkurrenz berechnet und optimiert sowie eine umfassende Nachhaltigkeitsanalyse mit der Methode RISE durchgeführt wird. Diese analysiert neben ökologischen Aspekten auch soziale und wirtschaftliche Themen.
Die Ausgangssituation der in diesem Bereich teilnehmenden Betriebe ist bestimmt, erste Workshops zur Planung von einzelbetrieblichen Optimierungsstrategien fanden statt und die Erhebungen für die erste umfassende Nachhaltigkeitsanalyse der Betriebe haben begonnen.
Im aktuellen Jahr werden die Betriebe in Workshops und durch Beratung befähigt, Massnahmen für eine Reduktion der Flächenkonkurrenz in die Wege zu leiten.
Ausblick
Mit gezielten Beratungen und Workshops führen die Projektträger mit Unterstützung des gesamten Kompetenznetzwerkes den Wissensaufbau und -transfer bei den Milchlieferanten weiter. Damit sehen sich Emmi, Nestlé, aaremilch, ZMP und AgroCleanTech auf Kurs, ihre ambitiösen Ziele von 20 Prozent weniger Treibhausgasemissionen und Feed-Food -Competition bis 2027 zu erreichen.